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Klaus Schulze: Richard WAHNFRIED's Miditation (Review)

Artist:

Klaus Schulze

Klaus Schulze: Richard WAHNFRIED's Miditation
Album:

Richard WAHNFRIED's Miditation

Medium: CD
Stil:

Elektronische Musik aufgehübscht mit Flöte und Percussion

Label: M.I.G. Music
Spieldauer: 54:59
Erschienen: 24.02.2012
Website: [Link]

Es ist schon eine seltsame Verwandlung, die mit mir vorgeht, seitdem ich mich immer mehr und öfters mit der Musik von KLAUS SCHULZE auseinandersetze. Zu DDR-Zeiten liebte ich seine Musik, auch wenn sie mir mitunter doch ein wenig zu eintönig und langatmig vorkam – viel Geld habe ich für seine Platten auf dem Schwarzmarkt ausgegeben und besonders „Mirage“, „Dune“ und „Body Love“ hatten es mir angetan. Die Scheiben von RICHARD WAHNFRIED waren für mich damals noch unerreichbar. Doch plötzlich liegen „Tonwelle“ und „Miditation“ vor mir – zwei Alben, die als „Alter Ego von KLAUS SCHULZE“ bezeichnet werden, auf denen allerdings die Leistungen des deutschen Elektronik-Gurus weniger beachtlich sind, als die seiner Gäste. Auf „Tonwelle“ war das besonders die Gitarrenarbeit von MANUEL GÖTTSCHING, auf „Miditation“ das Flötenspiel von STEVE JOLLIFE und die Percussion-Arbeit von TIM BALES, die gerade noch so den zweiten Longtrack auf dem hier vorliegenden Album zu retten vermag.

Der CD-Ausstoß von KLAUS SCHULZE macht es mir insgesamt immer schwerer, Herrn Schulze auf die Dauer ernst zu nehmen. Zu viel musikalisch recycelter Schrott und Überflüssiges wird über den Köpfen seiner Fans ausgeschüttet, die immer mehr den Überblick verlieren. Schulze selber scheint es ähnlich zu gehen. Und immer mehr macht sich der Verdacht breit, dass er in erster Linie die Sammelleidenschaft und Kaufkraft der Freunde seiner Musik, aber immer weniger deren Ohren erreichen will!

Auch die Geheimniskrämerei hinter den Alben der Marke RICHARD WAHNFRIED geht einem irgendwann auf den Geist. Beinahe alle Namen der beteiligten Musiker scheinen freie Erfindungen oder Pseudonyme zu sein.
KARL WAHNFRIED an den Keys gibt’s nicht.
Der Percussionist TIM BALES ist wohl nichts Anderes als eine Anspielung auf das Percussioninstrument „Timbales“. Allerdings wäre es gut vorstellbar, dass sich HARALD GROSSKOPF, der von Schulze am höchsten bewertete Schlagzeuger, mit dem er auf seinen Platten mehrfach zusammenarbeitete, hinter T.B. versteckt.
Der OLDAUER MÄNNERCHOR ist auf dem kompletten Album nicht zu hören.
JENNIFER UBERBERG an der Sitar scheint genauso erfunden zu sein wie ein TEX TEXTON. War dieses Verwirrspiel auf „Tonwelle“ (besonders um den damals noch als Gitarristen tätigen Karl Wahnfried) noch ganz lustig und mysteriös, so erscheint dies auf „Miditation“ nur noch albern. Damit scheinen die einzig wirklich real benannten Musiker des Albums KLAUS SCHULZE und der Flötist STEVE JOLLIFE zu sein.

Freunden elektronischer Musik sollte der Name STEVE JOLLIFE durchaus ein Begriff sein. Denn bereits bei TANGERIN DREAM spielte und tourte er 1978 auf bzw. mit dem Album „Cyclone“ allerdings nur ein Jahr lang als festes Mitglied von TD, wo der englische Multiinstrumentalist neben diversen Instrumenten vor allem seine Flöte bearbeitete und sang („Bent Cold Sidewalk“ & „Rising Runner Missed By Endless Sender“). Für mich wurde „Cyclone“ so eins der ungewöhnlichsten und zugleich progressivsten Alben von TD, das noch heute zu meinen absoluten Favoriten zählt. Gerüchte allerdings besagen, dass Jollife auf einem der Bilder des Albums nicht nur dem verrückten CATWEAZLE ähnlich sieht, sondern seine Auftritte bei TD-Konzerten auch besagtem Kauz in aller Verrücktheit ähnelten, was einerseits Unmut bei FROESE und FRANKE hervorrief und auch das Publikum seltsam berührt zurück ließ. Ein Jahr später war die Jollife-Ära dann bereits Geschichte und acht Jahre später begann dann die ebenso kurze Zusammenarbeit mit Schulze für einen Titel des erstmals 1986 erschienenen „Miditation“, das hier in seiner 2012er Ausgabe in hervorragender Klangqualität, aber ohne jeglichen Bonus vorliegt.

Eröffnet wird das Album mit dem 25minüter „Miditation“, einem abwechslungsreichen Titel, der schwebende und dynamische Phasen in sich vereint, die besonders durch den vielfältigen, farbenfrohen Einsatz der Flöte einen außergewöhnlichen Reiz besitzt. Schulze bemerkte dazu: „Ich hatte immer großes Vergnügen daran, mit Musikern zusammenzuarbeiten, die hervorragend improvisieren können – und die Zusammenarbeit mit Jollife war einfach perfekt.“ Dass dies wirklich der Fall ist, kann man auf „Miditation“ eindeutig nachvollziehen.

Völlig anders sieht das dagegen bei „Midiaction“ aus. Kein Jollife mehr, keine Flöte mehr, dafür aber intensive Percussion, die dem insgesamt (positiv betrachtet) schwebenden, (negativ betrachtet) eintönig-langweiligen Titel ein wenig Schwung verleihen. Trotzdem plätschert „Midiaction“ gerade wegen des ermüdenden Keyboardspiels auf die Dauer nur so vor sich hin und hinterlässt nach dem beeindruckenden ersten Song einen bitteren Beigeschmack.

FAZIT: RICHARD WAHNFRIED'S „Miditation“ ist ein beinahe exemplarisches Album für das gesamte musikalische Schaffen von KLAUS SCHULZE. Abwechslungsreichtum (Miditation) trifft auf Langeweile (Midiaction), die am Ende auch noch lieblos ausgeblendet wird, indem man einfach den Regler runter dreht. Das macht die Bewertung recht schwer, denn aus meiner Sicht ist der Jollife-Titel glatte 13, der längere, fast 30minütige zweite Song nur 7 Punkte wert. Und der Durchschnittswert am Ende ist wirklich nicht so aussagekräftig, sondern nichts Anderes als ein Mittelwert!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6110x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Miditation
  • Midiaction

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